Skitourenwoche in der Franz-Senn Hütte (Stubaier Alpen, Österreich), 14.-20. April 2002
Leitung: Werner Müller, Bergführer
Teilnehmer und Teilnehmerin: Hans-Peter Kriemler (Organisation),
Elmar Gangl, Hans Rohr, Hans-Jakob Schweizer, Max Stebler,
Claudia Betschart (Bericht und Fotos)
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Karte mit eingezeichneten Routen (wärend der Touren aufgezeichnete GPS-tracks; Sprünge in den Höhenprofilen entstanden durch vorübergehend ungenügenden Empfang, das Gerät war am Rucksack befestigt und der Empfang wurde nicht laufend kontrolliert)
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Montag, 15. April 2002: Untere
Kräulscharte (3069m) Am nächsten Morgen lag die Gegend in und unter einer dicken Wolkendecke. Nach ausgiebiger Exploration des Frühstückbuffets versammelten wir uns trotzdem um 8 Uhr zum Abmarsch. Wir waren die erste Gruppe, die in Richtung Kräulscharte aufbrach. Werner spurte im Nebel durch den frischen Tiefschnee und wir folgten hinterher ohne die geringste Ahnung der Landschaft um uns herum. Grad passend zum Znüni-Halt öffneten sich plötzlich die Wolken und die unberührte Schneefläche des Sommerwandferners umgeben von Felswänden breitete sich vor uns aus. Voraus war auch unser heutiges Ziel, die untere Kräulscharte zu erkennen.Wir glaubten uns weit und breit alleine in dieser grossartigen Weite. Doch wärend wir uns an der Sonne freuten und unsere Zwischenverpflegung mampften, erschienen mehr und mehr Tourengeher, die in Werners Spur gut vorangekommen waren. Bald machten auch wir uns wieder auf. Wir folgten nun der Spur der anderen Gruppen in einem weiten Bogen dem westlichen Gletscherrand entlang in Richtung Innere Sommerwand. Der Nebel hatte sich inzwischen wieder geschlossen und bald war die grosse Gruppe vor uns nur noch schemenhaft zu erkennen. Kurz nacheinander erreichten alle Gruppen die Kräulscharte. Die Aussicht ins andere Tal hielt sich bedeckt und es fing sogar an zu schneien. Nach einem raschen "Gipfelfoto" drängte Werner schon wieder zur Abfahrt. Offensichtlich wollte er uns den Genuss der noch unverfahrenen Tiefschneehänge ermöglichen, bevor die grossen Gruppen ihre Spuren zogen. Der Schnee war tief und die Sicht beschränkt aber hinter Werner stürzten wir uns mutig ins Abenteuer - und ins Vergnügen! Knietiefer Pulverschnee wie im tiefsten Winter - und das Mitte April! Im unteren Teil der Abfahrt wurden wir immer mutiger was einige Stürze zur Folge hatte. Elmar schlug nach einer "Abkürzung" unterhalb eines im diffusen Licht nicht sichtbaren kleinen Felsens hart auf seiner Schulter auf. Offenbar war dieser Sturzflug nicht ganz schmerzlos verlaufen, da Elmar am nächsten Tag eine spezielle Einstock-Technik im Aufstieg entwickelte. Wieder zurück in der Hütte genossen wir den Luxus der warmen Dusche und verbrachten danach die Zeit bis zum Abendessen mit Ausruhen, Lesen, Schwatzen. |
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Dienstag, 16. April 2002: Wildgratscharta
(3168m) Abmarsch etwas später als gestern, etwa um 8.30 Uhr. Schon mehrere Gruppen waren vor uns losmarschiert und zogen vor uns ins Tal hinein Richtung Alpeiner Ferner. Zuerst war der Himmel noch bedeckt, aber wie es sich gehört, rissen die Wolken auch heute grad zum Znünihalt auf, als wir die erste Höhenstufe überwunden hatten. Hier öffnete sich der Blick auf die Hochebene des Alpeiner Ferners und weiter hinten auf die eindrücklichen Gletscherabbrüche.
Nach einer Stunde, kurz nach der grossen Gruppe, nahmen auch wir die Abfahrt in Angriff. Jeder fand noch ein Stück unbefahrenen Schnee um unsere Spuren und Badewannen zu legen. Immer wieder musste ich zurückschauen. Kaum zu glauben, dass auch ich eine dieser Schlangenlinien produziert hatte! Die neuen Skis machen wirklich einen Unterschied und der Schnee trug natürlich auch zum Hochgenuss bei. Auf der unteren Gletscherebene hielten wir nochmals kurz an um die Aussicht zu Geniessen und die letzten Vorräte zu vertilgen. Dann gings direkt bis zur Hütte, wo wir um hald drei ankamen. Die Sonne schien immer noch zwischen einigen Wolken durch und so konnten wir sogar noch eine Weile auf den Holzbänken hinter der Hütte sitzen. Die heisse Schokolade mit Rum kam gut an. |
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Mittwoch, 17. April 2002: Turmscharte
(3126m) - Wildes Hinterbergl (3288m) Wiederum Abmarsch um ca 8.30 Uhr, diesmal aber bei schönstem Wetter und blauem Himmel. Wir genossen die Landschaft auf dem Weg zum Alpeiner Ferner und beim Aufstieg über die erste Höhenstufe auf die untere Gletscherhochebene. Obwohl wir schon gestern der selben Route gefolgt waren, schien nun in anderem Licht vieles wieder neu. Auch die grosse Deutsche Gruppe war wieder auf dem Weg ins Tal hinein. Nach gut zwei Stunden erreichten wir die Abzweigung zum Verborgenen Berg Ferner. Werner fragte uns, ob wir weiter Richtung Ruderhofspitz ziehen möchten - auch das Ziel der anderen Gruppe - oder lieber von hier abzweigen möchten zur Turmscharte. Die Antwort kam rasch und einstimmig. Wir verzichteten lieber auf die laute Kameradschaft, die wir gestern wohl oder übel teilen mussten und zogen es vor, in unserer kleineren Gruppe auch die Ruhe der Berge geniessen zu können. Also zweigten wir vom Haupttal ab gegen Westen und dann in einem grossen Bogen gegen die Turmscharte. Die Sonne brannte heiss vom Himmel. Keuchend und schwitzend
arbeiteten wir uns gegen die Scharte hoch. Kurz vor Erreichen der
Scharte bildeten sich plötzlich Nebelfetzen im Tal, die langsam
aufstiegen und schon bald die Sicht verdeckten. Die letzten paar Meter
zur Turmscharte kraxelten wir mit geschulterten Skis hoch, mit Hilfe
der Fixseile und im anständig festen Schnee ging das ganz gut.
Jetzt hatten wir aber eine Mittagsrast verdient. Leider sassen wir
jetzt im Nebel, aber immerhin bis zur eisernen Gämse etwas
oberhalb der Scharte reichte die Sicht gerade noch. |
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Donnerstag, 18. April 2002: Ruderhofspitz
(3473m) Heute versammelten wir uns schon um 7.30 Uhr zum Abmarsch. Schliesslich hatte wir Grosses vor und wollten dazu die noch guten Verhältnisse nutzen. Bereits zum drittenmal zogen wir gegen den Alpeiner Ferner. Diesmal boten sich fantastische Licht- und Schattenspiele im Wechsel der noch nicht ganz aufgelösten Wolken mit der sich mehr und mehr durchsetzenden Sonne. Um 10 Uhr befanden wir uns vor dem Anstieg zur zweiten Hochebene, den wir nach einer kurzen Rast in Angriff nahmen. Oberhalb des Gletscherabbruchs, wo wir letztes mal gegen Westen zur Wildgratscharte abgebogen waren, steuerten wir diesmal etwa gegen Süden. Kurz vor Mittag erreichten wir das Skidepot bei der Oberen Hölltalscharte (3247m). Von hier bot sich bei immer noch blauem Himmel der Blick ins Unterbergtal und das Gletscherskigebiet. Im Talgrund lagen noch Nebelbänke, die auch immer wieder die Seitentäler hochkrochen, um sich dann aufzulösen. Der Aufstieg zum Ruderhofspitz führt vom Skidepot zuerst durch einige Felsblöcke zu einem scharfen Grat, den ich von Fotos und von der Karte her kannte. Nach der Überquerung des Grats führt die Route wieder etwas weniger ausgesetzt auf den Gipfel. Da ich keine Freundin luftiger Grate bin, entschloss ich mich beim Skidepot zu bleiben und auf den Gipfel zu verzichten. Hans und Elmar wollten auch lieber gemütlich die Aussicht von hier geniessen und so zog Werner nur mit Hans-Peter, Hans-Jakob und Max als Viererseilschaft davon. In der warmen Sonne liess es sich gut sitzen. Wir verfolgten den Aufstieg unserer Kameraden soweit die Route von unserem Platz aus eingesehen werden konnte. Etwa nach einer Stunde erreichten sie den Gipfel. Auch der Abstieg zurück zum Skidepot verlief problemlos. |
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Inzwischen war der bevorstehende Wetterwechsel
schon klar erkennbar, das Blau wurde allmählich von einer
grauweissen Schleier überdeckt. Nach dem auch die
Gipfelstürmer ihren Hunger gestillt hatten, verliessen wir die
Hölltalscharte talwärts. Nochmals konnten wir die oberen
Hänge richtig geniessen, im unteren Teil war der Schnee nicht mehr
ganz so locker. Bereits eine Stunde später erreichten wir sehr
zufrieden unsere Unterkunft.
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Freitag, 19. April 2002: Obere
Kräulscharte (3170m) Nach der gestrigen Tour war heute wieder ein gemütlicherer Ausflug vorgesehen. Entsprechend starteten wir auch erst kurz vor halb neun. Das Wetter hatte sich nochmals erholt und wir zogen hinter Werner die sonnigen Hänge gleich hinter der Hütte hoch Richtung Sommerwand Ferner. An diesen Sonnenhängen fanden wir mindestens teilweise erstmals etwas frühlingshaftere Verhältnisse mit relativ hartgefrorener Oberfläche. Dies liess uns auf feine Sulzhänge bei der Abfahrt hoffen! Bevor wir unter der Vorderen Sommerwand um die Ecke bogen, boten sich schöne Ausblicke ins Haupttal. Nach einer guten Stunde stiessen wir wieder auf die weniger direkte Route, die wir anfangs Woche gewählt hatten. Auf der selben Route zogen wir ins Tal hinein Richtung Innere Sommerwand. |
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Kurz vor dem letzten Aufschwung zur Unteren
Kräulscharte bog Werner nach links ab und spurte den Steilhang
hinauf zur Oberen Kräulscharte - es lockten dort noch gut zu
fahrende Pulverhänge! Auch die Aussicht auf den Seespitz und die
Gletscher und Gipfel gegenüber war grossartig. Von hier konnten
wir uns einen Überblick über die meisten unserer
Ausflüge in dieser Woche verschaffen, nur der Ruderhofspitz
versteckt sich hinter dem Seespitz.
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Trotz der fantastischen Aussicht blieben wir nicht allzulange hier oben sitzen, wollten wir doch die Pulverschneehänge noch geniessen, bevor der Schnee zu warm und schwer wurde. Im knietiefen Pulverschnee legten wir unsere Spuren. Vor Begeisterung hatte ich eine Anweisung von Werner falsch verstanden und fuhr weiter ab als vorgesehen. Deshalb mussten wir danach ein kurzes Stück etwas flach stossen. Ausserdem befanden wir uns hier über einem Spaltengebiet und blieben deshalb alle hintereinander in der Spur bis wir das heikle Gebiet durchquert hatten und wieder über offene Hänge abschwingen konnten. Der Schnee wurde nun zunehmend schwerer. Weiter unten traversierten wir die Hänge ohne zu viel Höhe zu verlieren um die Sonnenhänge östlich der Hütte zu erreichen. Dort hofften wir Sulz anzutreffen. Die Verhältnisse waren etwas heimtückisch. Wurde man nach zwei Schwüngen die gehalten hatten etwas mutiger, brach man sicher in der nächsten Kurve ein und konnte oft nur mit Mühe die Kontrolle über die Skis behalten. Fleckenweise fanden wir aber tatsächlich etwas Sulz. Eine wirklich spannende Abfahrt. |
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Samstag, 20. April 2002: Abfahrt
von der Hütte nach Ober Iss und Rückreise Nach dem Frühstück luden wir unser Gepäck wieder auf das Transportbähnchen und versammelten uns danach um halb neun zum letztenmal vor der Hütte zum Abmarsch. Bei diesem Wetter fiel der Abschied weniger schwer. Ein letztes Gruppenfoto vor dem Eingang und los gings im difusen Licht hinter Werner her dem Tal entgegen. Vorsichtig kurvten wir in der Spur um Büsche und Steine herum. Bei der vernebelten Sicht war auch das kleine Bächlein kaum zu sehen, das Max in hohem Bogen Kopf voran überflog - "wollte nur die Sicherheitsbindung testen... sie funktionert". Wir waren alle erleichtert, der Sturz hatte wirklich spektakulär ausgesehen und der "Landeplatz" war mitten zwischen grossen Steinen. Weiter unten mussten wir die Skis vorübergehend schultern und ein Stück weit den Weg hinuter gehen. Doch dann hiess es wieder anschnallen und wir stürzten uns mutig hinter unserem Bergführer ein enges Tobel hinunter. Bei den Schneeverhältnissen wurde das zum interessanten Abenteuer. Auch dieses Kunststück vollendeten wir glücklicherweise ohne bleibende Schäden und Hans nutzte das Bächlein im Talgrund gleich um die Skis und Schuhe zu waschen. Unser Gepäck war auch schon angekommen und auch das Taxi, das Werner schon von der Hütte aus bestellt hatte - doch leider hatte die Gruppe, die kurz vor uns angekommen war dieses schon besetzt und machte keine Anstalten, uns wieder Platz zu machen. So mussten wir trotz Reservation im einsetzenden Schneeregen warten bis der Minibus wieder vom Tal zurück war. Schliesslich erreichten auch wir die Autos in Neustift und nach dem wir uns von Werner verabschiedet hatten, fuhren wir los Richtung Basel. In Braz bei Bludenz unterbrachen wir die Fahrt um bei einem feinen Mittagessen im Gasthof Traube die gelungene Woche nochmals gebührend zu feiern. Wir erreichten Basel am frühen Abend. Vielen Dank allen Beteiligten für das Gelingen dieser Woche, vorallem natürlich Hans-Peter für die Organisation und Werner für die Tourenleitung, aber auch allen weiteren Teilnehmern für die angenehme Gesellschaft - und nicht zu vergessen der Hütten Crew für die tolle Bewirtung. Ich habe die Woche sehr genossen und bin gerne wieder einmal dabei. |
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Hilfe zur Tourenplanung: | Alpenvereinskarte Stubaier Alpen, Hochstubai Nr. 31/1 (1:25'000) | |
Alpenvereinskarte Stubaier Alpen, Sellrain Nr. 31/2 (1:25'000) | ||
(die Karten sind mit eingezeichneten Skirouten erhältlich) |
Links: | unser Bergführer Werner Müller (Kampl Fichtenweg 13, A-6167 Neustift im Stubaital; Tel/Fax +43-5226-3104) | |
Franz-Senn Hütte | ||
Gasthof Traube in Braz bei Bludenz |